Gehen nur die Menschen ins Coaching, die eine schwierige Vergangenheit hatten?
Weit gefehlt! Wer es leicht und schön hatte, kann sich auch flügellahm gefangen fühlen.
Es kam ein junger Mann, wir nennen ihn Paul, zu mir, der mit sich und der Welt einerseits glücklich, aber andererseits auch undefinierbar unzufrieden war.
Auf der Suche nach einem neuen Job quälte ihn die Frage, was denn nun überhaupt der richtige Job sei. Keine Stellenanzeige sprach ihn wirklich an, und wenn er doch zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, endete das Prozedere mit einer Absage.
Er stammte aus einem idyllischen Dorf auf der Schwäbischen Alb, in dem die Dorfgemeinschaft zusammen hielt. Ein Heimatfilm hätte die Harmonie in der Familie nicht besser beschreiben können.
Pauls Leben lief bisher ohne größere Probleme ab und selbst wenn es mal eine Herausforderung gab, standen die Eltern zu Seite und halfen ihm bei der Lösung. Nie hat Paul selbst etwas durchstehen müssen, es gab immer jemanden, der ihm das Leben erleichtert hat.
Bis hierher ist also alles unspektakulär. Wir hätten jetzt ganz brav Vorstellungsgespräche trainieren können, wenn da nicht immer diese „Ja, aber´s“ von ihm aufgefallen wären.
Schade, dass ich keine Strichliste geführt habe, in jedem dritten Satz kam "JA- ABER".
Statt dass wir uns auf das Selbstmarketing im Bewerbungsprozess konzentriert haben, stellten wir die Frage, wie ein Leben OHNE „JA, ABER“ wäre. Tja, dann hätte er nicht an allem und jedem gleich Zweifel, er würde einfach mal etwas wagen und das eigene Leben in die Hand nehmen. Er würde das Dorf zu verlassen, seine eigene Wohnung beziehen und die quirlige Lebendigkeit einer großen Stadt kennen lernen. Ach ja- und er würde sich eine Partnerin suchen, mit der er das Nachtleben erkundet.
Paul wurde bewusst, dass er sich genau verboten hat…. obwohl er den inneren Drang dazu ja schon lange verspürt…… JA ABER!.....
Für einen jungen Mann, der hervorragend ausgebildet ist, müsste der Duft der Freiheit und des Abenteuers doch verlockend sein.
Das könnte man so annehmen, aber scheinbar war der „Preis“ für Paul zu hoch: Er hätte seine friedliches Leben im sicheren Hafen gegen die raue See der großen weiten Welt eintauschen müssen.
Auf der unbewussten Ebene hat Paul den Erfolg in den Vorstellungsgesprächen verhindert und konnte somit der Familie und dem Dorf treu bleiben und das herrlich bequeme Umfeld bewahren.
Nur sich selbst, seinem Drang sein eigenes Leben zu leben, ist er untreu geworden.
In Hypnose hat Paul den „ JA- ABER“ Teil in sich gefragt, was zu tun
wäre, dass die Sehnsucht nach Freiheit auch aufleben durfte. Die Antwort lautete:
Paul soll in die Welt gehen, jedoch sein Zimmer bei seinen Eltern so
belassen wie es ist, damit er jederzeit auch wieder Besuche abstatten
kann. Er kann seine Familie lieben und gleichzeitig sich selbst lieben
und die Flügel ausbreiten.
Damit war auf unbewusster Ebene geklärt, sein Bedürfnis nach Freiheit kein Verrat an der Familie und dem Dorf ist.
Bitte nicht missverstehen: Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Mensch den Anker nicht löst, um unbekannte Gefilde zu entdecken und sich damit rundum pudelwohl fühlt. JEDOCH: Wenn der unbewusste Wunsch nach der eigenen Heldenreise ins Leben verdrängt wird, dann bekommt man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine schmerzvolle Quittung.
Paul hat seine Flügel inzwischen wirklich ausgebreitet und lebt sein Leben, ohne dass er die Heimat vergessen hätte...
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